Freitag, 25. Juli 2014



Frankreich, Marseille (Bouches du Rhône):
Ehemalige Abtei St. Victor, 11. - 13. Jhdt.
und Krypta,  5. bis 13. Jhdt.



St. Victor ist über einer Grotte eines alten hellenistischen Steinbruchs erbaut,
die die frühen Christen von Massilia (heute Marseille) 
als Bestattungsort für ihre Märtyrer verwendet hatten.

Einer von ihnen war Victor von Marseille, 
ein römischer Soldat, der die Verehrung von Göttern verweigerte
und dafür im Jahr 303 zwischen Mühlsteinen zermahlen wurde.



Die Abtei wurde im 5. Jhdt. gegründet und ist auch nach 1.700 Jahren 
eines der Zentren des Katholizismus in Frankreich,
obwohl seit dem 18. Jhdt. keine Benediktiner mehr hier leben.

Einer ihrer Äbte wurde sogar Papst (1362, Urban V.).



Ende des 12., Anfang des 13. Jhdts. wurde sie
nach den Regeln der romanischen Baukunst umgebaut
und später in die Hafenwehranlage integriert. 



Heute liegt St. Victor nahe bei den Forts d'Entrecasteaux und St. Nicolas
  - mit herrlichem Blick auf den alten Hafen 
und die Festung St. Jean auf der anderen Hafenseite.



Während der französischen Revolution wurde die Kirche
als Scheune, Gefängnis und Kaserne genutzt,
wodurch sie vor der Zerstörung bewahrt blieb.



Der Kirchenbau ist allerdings von außen nur schwer zu erkennen,
so stark befestigt wirkt die gesamte Anlage noch heute.

Im 19. Jhdt. wurde die Kirche erneut geweiht und restauriert,
Papst Pius XI. erhob sie 1934 zur "Basilica Minor".



Hier sind die Reste der ehemaligen Abteigebäude gut zu sehen:
Diese wurden nach der französischen Revolution abgebrochen.



Das Kirchenschiff selbst ist bereits gotisch ...



... und wurde ab dem Jahr 1250 errichtet.



In der Kirche sind zahlreiche ...



... wertvolle sakrale Kunstgegenstände ausgestellt.



Auch diese Nachbildung einer "Katalanischen Jungfrau" 
aus dem 10. Jhdt. ist hier zu finden.



Seit 1968 sind auch die schönen Steinsärge aus dem 5. bis 6. Jhdt.
wieder in der Kirche und Krypta von St. Victor ausgestellt.

Auf diesem Sarkophag (s. Bild oben) ist das Opfer Abrahams dargestellt.



Das eigentlich Sehenswerte an dieser Kirche ist die große Krypta, 
für deren Besichtigung man allerdings Eintritt zahlen muss.



Hier der Bauplan mit den einzelnen Bauperioden der Unterkirche
mit ihren sechs Kapellen sowie dem "Martyrium" aus dem 5. Jhdt. 
(s. F in grün).



Hier die Kapelle St. Mauront mit dem Sarkophag des Hl. Mauritius,
die man nach dem Abstieg in die Krypta als erste erblickt.



In einer Wandnische vier der "Sieben schlafenden Apostel",
ebenfalls früher Teil eines Steinsarges.



Die Krypta enthält wertvolle archäologische Zeugnisse, die belegen, 
dass an dieser Stelle von den Phokäern ein Steinbruch betrieben wurde, 
der bereits in hellenischer Zeit als Begräbnisstätte genutzt wurde (2. Jhdt. v. Chr.).

Diese wurde von den frühen Christen Massilias übernommen.



Die Kapelle St. Hérmes.



Hier die in den Fels gehauene Kapelle des Hl. Lazarus ...



... mit einer Darstellung eines Bischofs.







Hier einige weitere Fragmente von alten Sarkophagen.



Dieses Atrium wurde erst im 19. Jhdt. errichtet,
der Treppenabgang hinten war der frühere Zugang zur Krypta.



Hier der älteste Teil der Krypta:
das so genannte "Martyrium" aus dem 5. Jhdt. mit der "Schwarzen Madonna",
die einmal jährlich in einer Prozession Anfang Februar
durch die Altstadt von Marseille getragen wird.



Hier das Martyrium von der Rückseite
mit dem Sarkophag des Hl. Cassian ....



... sowie dem Grab der Heiligen Chrysante und Daria.



Hier die Andreaskapelle, ...



... von der aus man früher in den Steinbruch gelangen konnte.



Eine der beiden Hälften der Kapelle des Hl. Isarn, 
der die Abtei romanisch erweitern ließ.



Und hier die zweite Hälfte mit Blick in die Kapelle des Hl. Blasius.



Die alte Sakristei ...



... mit den in ihr ausgestellten Exponaten.




Ungewöhnlich große Krypta 
und daher sehenswert!








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