Donnerstag, 20. August 2015


Frankreich, Autun (Saône-et-Loire):
Kathedrale Saint-Lazare, 12. Jhdt.



Am höchsten Ort der Oberstadt von Autun,
das bereits während der Römerzeit besiedelt war,
wurde diese wunderschöne Kathedrale errichtet.



Bereits im 9. Jhdt. war Autun Bischofssitz
und stand hier eine mächtige Kirche.



 Der heutige Bau wurde 1120 begonnen,
die Reliquien des Hl. Lazarus aber erst 1146 hierher übertragen.

Die Reliquien stammten ursprünglich aus der Lazaruskirche in Larnaka, 
von wo sie über den Umweg von Konstantinopel 
und Marseille hierher kamen.

 

Obwohl große Teile dieser Kathedrale gotisch überformt wurden,
sind doch noch wesentliche romanische Teile erhalten
wie z.B. die beiden Türme im Westen, ...



... die noch kleine Rundbogenfenster aufweisen.



Auch einige Apsiden im Osten ...



... und vor allem das südliche Querhaus
besitzen mit ihren Blendarkaden und Friesen
noch deutliche romanische Elemente.



Das Seitenschiff ist wieder ganz der Gotik verpflichtet
mit seinen großen und spitzen Maßwerkfenstern.



Ebenso der Chor und der später aufgesetzte Vierungsturm.



Anstatt eines Chorumgangs mit einem Kranz von Kapellen 
tritt hier die traditionellere Chorlösung mit drei parallelen Apsiden auf,
die aber alle bereits im gotischen Stil gestaltet sind.



Auch am nördlichen Seitenschiff und Westturm
sind noch einige wenige romanische Stilelemente
wie Rundbogenfenster und Rundbogenfriese zu sehen.


 

Berühmt ist diese Kathedrale aber in erster Linie ...



... für ihr herausragendes romanisches Westportal.

Dieses wird einem gewissen Gislebertus zugeschrieben,
dem wohl begabtestes burgundischen Steinmetzt seiner Epoche,
der über dem Portal sein "Gislebertus hoc fecit"
(Gislebertus hat das hier gemacht) hinterließ.



 Das aus 29 Einzelplatten bestehende Bogenfeld (Tympanon)
zeigt eine Darstellung des Weltgerichts:

Christus wird flankiert von Maria 
und dem Erzengel Michael, der die Seelen wiegt.



Christus in der Mandorla ist das klassische Thema bei großen Portalanlagen 
wie auch bei Fresken in der zentralen Apsis.

Die Mandorla, das Zeichen der Würde, wird von vier Engeln getragen: 
Zwei von ihnen stehen, die beiden anderen fliegen.
 
Man kann das Tympanon in vier Zonen teilen:

Das obere Feld ist dem Paradies gewidmet.
 Links in der unteren Ecke befinden sich die Seelen, die ins Paradies eingehen. 
Rechts von Christus ist die so genannte Psychostase (Seelenwägung) dargestellt.
 Rechts unten sind die Pforten der Hölle zu erkennen.



Auch die Mittelsäule ist figürlich gestaltet:

Es wird ein Bischof dargestellt,
der von zwei Fraugestalten flankiert wird.



Im Kircheninneren wirkt das Langhaus ziemlich hoch.


 
 Es weist einen steilen dreigeteilten Wandaufbau auf ...



... und ist mit einer Spitztonne eingewölbt.



Deutliche romanische Spuren sind im südlichen Querhaus zu finden.



Die große Mittelapsis ist hingegen im oberen Bereich
mit hohen gotischen Fenstern gestaltet, ...



... im unteren Bereich wurden aber
die romanischen Rundbogenfenster übernommen und 
mit modernen Glasfenstern ausgestattet.



Die beiden Seitenapsiden sind rein gotisch gestaltet´:
Hier im Bild die südliche ...



... und hier die nördliche, von wo aus man ...



... in den höher gelegenen Kapitelsaal gelangt.



In diesem sind zahlreiche Kapitelle und Figuren ausgestellt,
die alle Gislebertus zugeschrieben werden,
der diese zwischen 1120 und 1135 geschaffen haben soll.



Seine Plastiken sind äußerst ausdrucksstark und imaginativ:



 Sein Einfluss auf die französische Sakralplastik war groß ...


 
 
... und seine Technik ebnete den Weg für den gotischen Stil.



Hier der Traum der Drei Hl. Könige, ...



... dem die Anbetung des kleinen Jesus folgte:

Es ist geradezu rührend in Stein dargestellt,
wie der kleine Knabe nach dem Deckel des großen Kessels greift.



Die Flucht nach Ägypten.



Dies ist wohl Christus mit einem seiner Jünger.



Diese Plastik stellt angeblich den Tod des Kain
durch einen Pfeil dar.



Hier der Tod des Judas durch Erhängen.



Der Platz um die Kirche ist nach wie vor 
ein beliebter Treffpunkt ...



... und von mittelalterlichen Häusern umgeben.



Eines davon ist das Geburtshaus des burgundischen Kanzlers Rolin, 
dem Stifter des Hôtel-Dieu in Beaune, das heute als Museum genutzt wird.



Es beherbergt einen umfangreichen Überblick
an Funden aus Autun und Umgebung, ...



... wo bei diese "Eva" von Gislebertus
wohl eines der berühmtesten Ausstellungsstücke ist.



Sie befand sich ursprünglich über dem Nordportal
und ist die erste bekannte Darstellung einer nackten Frau seit der Antike.

Der dazugehörige Adam, dem sie offenbar etwas zuraunt
und mit ihrer Linken gerade einen Apfel plückt,
 ist leider nicht mehr erhalten.



Auch diese drei Figuren entstammen der nahen Kathedrale.



Hier noch zwei Eindrücke ...



... von dieser einmalige Kirche.



Und so sieht Saint-Lazare ...



... vom so genannten Janusturm aus, ...



... dem angeblich größten erhaltenen römischen Tempel,
der sich ebenfalls in Autun befindet.





Saint-Lazare und Autun unbedingt ansehen!








1 Kommentar:

  1. Endlich Burgund ! Autun ist wirklich ein absolutes highlight.Wir waren 1980 dort, leider seither nichtmehr , großartige Romanik!

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