Donnerstag, 31. März 2016


Schweiz, Schmitten (Graubünden):
Kapelle St. Luzius, 12./13. Jhdt.


 
Über dem Ort Schmitten in Graubünden thronen malerisch ...


 

... die Barockkirche Allerheiligen ...




... und die romanische Kapelle St.Luzius dahinter.



Von diesem schönen Kirchhügel
 hat man einen einprägsamen Ausblick über das Albulatal.



Vom alten Pfarrhof (im Vordergrund rechts) aus ...




... folgt man dem steilen Kreuzweg hinauf  ...



 
... bis zur Kirche und ihrem Friedhof.



Die St. Luzius Kapelle, die östlich vor der Kirche steht, ist spätromanisch.

Ausgrabungen von 1964 haben ergeben,
dass an gleicher Stelle bereits zwei Vorgängerbauten gestanden sind.


 
Ab dem Ende des 15. Jhdts. diente sie als Beinhaus,
bei der Restaurierung (1963-1970) wurde 
sie mit einer Vorhalle und einer Sakristei versehen.



An der Südseite sind noch Freskenreste wie dieser Heiligenkopf erhalten,
die wahrscheinlich aus dem 14. Jhdt. stammen.




Im kleinen Dachreiter hängt eine Glocke aus dem Jahr 1472.




Die halbrunde Apsis verfügt noch über ein romanisches Rundbogenfenster,
das Dach ist wohl später eckig umgestaltet worden.



Im Inneren befinden sich spätgotische Fresken und
drei gemauerte Altarmensen wohl aus der Mitte des 14. Jhdts.



Heute wird die St. Luziuskapelle wieder als Gottesdienstraum genutzt.



Die Wandmalereien erfolgten in drei Schichten:
die Apsismalerei kurz nach 1350.


 
In der Kalotte Majestas Domini 
umgeben von Medaillons mit Evangelistensymbolen, ...


 
... darunter der Kirchenpatron St. Luzius inmitten der Apostel.



  Etwas später und von anderer Hand
sind die Bilder an der Chorbogenwand entstanden:
links der Hl. Michael und die Schutzmantelmadonna, rechts zwei Heilige.



Die Fresken an der Nordwand werden 
dem Ende des 14./Anfang des 15. Jhdts zugeschrieben ...



 ... und zeigen Szenen aus der Genesis ...



... und dem Leben Christi.



Unter der Decke befinden sich  Reste ...


 
... eines gemalten romanischen Mäanderfrieses.



An der Westseite ist dieses Bild mit alten Fresken aufgehängt,
die sich wahrscheinlich früher in der Kapelle befunden haben.



Hier nochmals beide Kirchenbauten vom Osten aus gesehen.



Gar nicht so einfach war es schließlich, ...



... diesen einladenden grünen Hügelrücken wieder hinunter zu wandern:

 

Fast überall waren Gräben oder Zäune.


 

Dennoch hinterlässt diese Doppelkirchenanlage
allein schon durch ihre herausragende Lage 
einen bleibenden Eindruck.




Sehenswert!








Dienstag, 29. März 2016


Schweiz, Alvaschein (Graubünden):
Kirche St. Peter in Mistail, um 800



Diese einzige frei stehende karolingische Dreiapsidenkirche der Schweiz
muss man sich in knapp 15 Minuten "erwandern".

Sie und das ehemalige Nonnenkloster St. Peter, das früher dazugehörte,
lagen abgeschieden auf einem kleinen Felsplateau am Eingang zur Schinschlucht.

 Die Konventsgebäude lagen im Norden und Nordwesten der Anlage,
sind aber heute nicht mehr erhalten.



Die zweite erhaltene Anlage,
das Benediktinerkloster St. Johann in Müstair,
wurde während der Spätgotik doch stark verändert.



St. Peter wurde erstmals 823 indirekt erwähnt, direkt dann 926.



An ein hohes, mit einem Satteldach gedecktes Schiff 
fügen sich im Osten drei miteinander verbundene Apsiden mit Steindächern an.



Beleuchtet wird die Kirche durch
je zwei hochliegende karolingische Rundbogenfenster im Westen und Süden.




 Zwei weitere Fenster im Norden wurden vermauert.



Der mit einem Steinpyramidendach gedeckte Glockenturm
mit rundbogigen Schallöffnungen steht an der Südwestecke.



Wann das Beinhaus an der Südseite angebaut wurde,
ist nicht mehr bekannt,...



... aber dafür ist es noch voller Knochen und Schädel.



Die Entstehungszeit von Glockenturm und Sakristei ist nicht bekannt,
liegt jedoch vor 1397.

Die gemeinsame Nennung in 926 und gleiches Patrozinium
mit dem Frauenkloster in Cazis lässt die Vermutung zu,
dass die Gründung von Mistail vom Kloster Cazis ausging.



Nach dem Zerfall des karolingischen Reiches
scheint ein Niedergang eingetreten zu sein,
der zur Vertreibung der Nonnen durch Bischof Wido kurz nach 1100 führte.



Endgültig aufgehoben wurde Mistail im Jahr 1154 durch Bischof Adalgott,
die Güter wurden dem Kloster St. Luzi in Chur geschenkt.



Diese Taube im Mittelfenster soll wohl den Hl. Geist darstellen,
ist aber nicht echt.


 

Dafür sind diese Enten ...




... und dieser "Gänsemarsch", ...



... die alle zu diesem Bauernhof gehören, höchst lebendig.



Die Kirche betritt man durch diesen Eingang im Westen.



Das Innere ist ein rechteckiger Saal von etwa 14 m Länge und 12 m Breite.




 Durch Reste einer Schrankenmauer wird der Raum unterteilt.



 Ostwärts schliessen sich etwas erhöht die drei hufeisenförmigen Apsiden an,
von denen die mittlere etwas höher und breiter ist.

Sie enthalten je einen karolingischen Blockaltar
und werden je von einem Fenster im Scheitel der Rundung erhellt.



Die Wandmalereien stammen aus drei Epochen.



Die Apsiskalotte mit Christus in der Mandorla und den Evangelisten ...



... sowie dieses Apostelfries darunter entstanden um 1400 - 1410
und sind in Kalksecco-Technik ausgeführt.



Die Freskenreste in der südlichen Apsis sowie die Blockaltäre in den Apsiden
stammen noch aus karolingischer Zeit um 800.



Dieses Fresko, das einen Bischof mit Schlüssel darstellt,
vielleicht sogar den Hl. Petrus, stammt bereits aus der Barockzeit.



Dieser Bilder an der Nordwand ...



... sowie dieser Hl. Christophorus entstanden auch Anfang des 15. Jhdts.



 In der untersten Zone sind links Fragmente des Kampfes 
des Hl. Georg zu erkennen.



In der Mitte steht ein Heiliger mit Rüstung, Schild und Fahne,
bei dem es sich ebenfalls um den Hl. Georg handeln dürfte



Im 17. Jhdt.erhielt der Innenraum - abgesehen von der mittleren Apsis -
einen Kalkanstrich.

Die flache Holzdecke wird von einem Hängewerk getragen 
und zeigt die Jahreszahl 1642. 



Sie liegt an Stelle einer früheren Decke, 
die jedoch etwa 80 Zentimeter höher lag.



Bis 1679 war Mistail Bestattungskirche von Alvaschein.





St. Peter in Mistail

ist ein absolutes Muss für Romanik-Fans!