Sonntag, 24. April 2016


Italien, Codigoro (Emiglia Romagna):
Abbazia della Pomposa, zwischen 751 und 874 errichtet.



Diese ehemalige Benediktinerabtei liegt fast einsam
an der Straße zwischen Venedig und Ravenna
nahe der Mündung des Po in die Adria.

Bereits im 6. Jhdt. soll hier eine kleine Kirche gestanden sein,
ab 847 haben sich Benediktinermönche angesiedelt.

Ihren Höhepunkt erlebte sie um 1000 und unter Abt Guido degli Strambiati,
als sich über 100 Mönche im Kloster befanden.

Ihr Niedergang begann mit dem Dammbruch des Po im Jahr 1152
und der Malaria, die dieser mit sich brachte:
1306 lebten nur noch 10 Mönche hier.



Schon von weitem ist der 48 m hoher Campanile zu sehen.



 Er wurde 1063 vom Architekten Deusdedit errichtet,
der seinen Namen auf einer Tafel an der westlichen Mauer verewigen ließ.



 Der Turm weist typische lombardische Merkmale auf:
Nach oben hin werden die Fenster zahlreicher und breiter.




Dadurch erhält der Bau eine besondere Leichtigkeit und strebt in die Höhe,
was durch das hohe spitze Runddach noch unterstrichen wird.



 Die Abtei ist ein Meisterwerk der romanischen Baukunst.




Die Kirche wurde als dreischiffige Basilika ohne Querhaus
nach dem Vorbild einiger Kirchen aus dem benachbarten Ravenna errichtet.

Im Jahre 1026 wurde sie nach umfassenden Erweiterungen neu geweiht.
Vorgelagert ist ihr eine kurze Zeit danach errichtete Vorhalle.



Diese verdient wegen ihrer Gestaltung besondere Beachtung.



Das farbige Muster wird aus Ziegeln in verschiedenen Rot- bis Gelbtönen erzielt,
als weitere Verzierung sind acht Terrakotta-Schalen eingemauert.



Herausragend sind die beiden Rundfenster links und rechts
des dreibogigen Zugangs zur Vorhalle.



 Ihre Verzierungen aus Naturstein gehen auf orientalische Ursprünge zurück,
denn die Umgebung Ravennas gehörte bis zum 8. Jhdt. zum oströmischen Byzanz,
was auch die Kunst erheblich beeinflusst hat.



Vom nördlichen Langhaus ist nur das zu sehen,
was man hinter diesem Zaun erkennen kann.



Die Ostseite verschwindet leider vollständig
hinter einem Zahn und diesem Garten.



Mit einiger Phantasie ist hier die große Apsis zu erkennen.




Dafür ist die Südseite umso besser einsehbar.




Hier war einst ein Kreuzgang angebaut,
der heute leider nicht mehr existiert.

Die Kirche betritt man
- sobald man seine bezahlte Eintrittskarte vorweisen kann -
durch das kleine Portal, das offen und links im Bild ist.



Der Innenraum der ehemaligen Abteikirche ist durch Säulen,
die erkennbar Vorbildern aus Ravenna ähneln, ...


 

... mit fein gearbeiteten Kapitellen in drei Schiffe unterteilt.




Besonders wertvoll sind die Bodenmosaike, ...



 ... die aus unterschiedlichen Epochen stammen
(zumeist aus der Zeit um 1150) ...



 ... und neben geometrischen Elementen
auch Pflanzen- und Tiermotive aufweisen.



Unter dem Chor ...



... befindet sich hinter den beiden weiß getünchten Treppen ...



 ...  eine kleine Krypta.



Die der Apsis gegenüberliegende Wand ...


... zeigt eine vielschichtige Darstellung des Jüngsten Gerichts. 



Allerdings wird der Gesamteindruck des Innenraums
gestört durch die Stützmauern, 
die vermutlich seit dem 18. Jhdt. bis 1858 
die Seitenschiffe und die Eingangshalle abschließen. 



 Diese (hier z.B. links mit eckigem Durchgang hinter der Säule) 
wurden aus Stabilitätsgründen nachträglich eingebaut ...



... und verunklaren den Raumeindruck einer dreischiffigen Basilika
(s. mehrere Stützwände rechts im Seitenschiff).




 Dadurch wirkt v.a. das nördliche Seitenschiff, ...



... als ob es in einzelne Kapellen unterteilt worden wäre.



An einigen Stellen wurden alte Biforien vermauert.



Dieser Taufstein stammt wohl auch noch 
aus der Entstehungszeit der Basilika.



In der großen Apsis befindet sich ein Fresko von 1351, 
das Christus umgeben von Engeln, Heiligen und Maria darstellt 
und Vitale da Bologna zugeschrieben wird. 


 
An den Wänden darunter erkennt man die Evangelisten, 
einige Kirchenlehrer und Szenen aus dem Leben des Hl.Eustachius.



Die oberen Seitenwände des Mittelschiffs sind durchgehend ...



 
... mit Fresken aus der bologneser Schule des 14. Jhdts. geschmückt. 



In den oberen Teilen ...



... sind Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament zu sehen ...



... und in den unteren Szenen aus der Offenbarung des Johannes.



In der nördlichen Seitenapsis ...



... sind ebenfalls noch Fresken erhalten, während die südliche 
dem Treppenhaus ins ehemalige Dormitorium zum Opfer gefallen ist.



Christus ist als Weltenrichter dargestellt, flankiert von zwei Heiligen.



Anders als die Kirche sind die Klostergebäude weitgehend zerstört.



Der Kapitelsaal ist noch erhalten
und liegt im Hintergrund des ehemaligen Kreuzgangs. 


 
Er ist mit Fresken aus dem 14. Jhdt. geschmückt, ...


  
... die eine Kreuzigung, ...



... den Ordensgründer Benedikt und den Hl. Guido, Abt von Pomposa, ...



... sowie monochrome Darstellungen von Propheten ...



... an den Seitenwänden zeigen.



Im ehemaligen Schlafsaal der Abtei über dem Kapitelsaal 
wurde ein Museum eingerichtet. 



Ausgestellt sind verschiedene Funde, die auf dem Gelände entdeckt wurden, 
und Reste von Restaurierungsarbeiten, ...



... die zur Rekonstruktion der komplexen Baugeschichte der Klosteranlage 
und insbesondere der Kirche beigetragen haben. 



 Zu den Stücken gehören Inschriften, Marmorarbeiten, ...


  
... seltene Stuckarbeiten von der ursprünglichen Dekoration der Kirche, ...



... Majolika, Gebrauchsgegenstände und Teile älterer Fresken.



In einem zweiten Gebäudeflügel ...


 
... befindet sich das ehemalige Refektorium, ...



... in dem noch diese Freskenreste zu besichtigen sind.



Auf der gegenüberliegenden Seite,
wo sich heute der Eingang zur Klosteranlage befindet,
 liegt der „Palazzo della Ragione“, 
in dem die Rechtsprechung über die Lehen ausgeübt wurde. 



Da das Gebäude von Beginn an keine religiöse Funktion erfüllte, 
war es von der eigentlichen Klosteranlage getrennt,
wurde aber dennoch mit diesen Säulen und Kapitellen verziert.



Von hier hat man einen schönen Blick auf das Kirchengebäude.



Vorbei an diesem Teich geht es wieder zurück zum Parkplatz,
denn ohne Auto ist die Abtei von Pomposa wohl schwer zu erreichen.





Absolut sehenswert -

ein Muss für Romanik-Freunde!










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