Freitag, 8. Juli 2016



Österreich, Globasnitz (Kärnten):
Kirchenausgrabungen am Hemmaberg, 5. - 6. Jhdt.



Der Hemmaberg ist ein 842 m hoher Berg im Vorfeld der Karawanken
und liegt westlich der Ortschaft Globasnitz im Süden Kärntens.

Der Name bezieht sich übrigens auf die Hl. Hemma von Gurk.



Auf dem Gipfelplateau befand sich 
zumindest seit römischer Zeit ein keltisches Heiligtum. 



In spätantiker Zeit gab es hier eine Höhensiedlung,
die gleichzeitig ein großes Wallfahrtszentrum war mit einer älteren Kirche
und zwei gleichzeitig Anfang des 6. Jhdts. erbauten Doppelkirchen.

Leider ging die Siedlung
bei der Einwanderung der Slawen um 600 unter.



Heute steht nur noch diese (sechste) Kirche, 
die erst im 15. Jhdt. erbaut wurde 
und den Heiligen Hemma und Dorothea geweiht ist.



Unweit davon sind gleich die ersten beiden Kirchenfundamente 
der westlichen Doppelkirchenanlage zu bewundern.



Dass diese jüngeren Kirchen jeweils im "Doppelpack" gebaut wurden,
kam daher, dass hier zwei Kirchengemeinden aktiv waren
und wahrscheinlich jeweils ihre Märtyrer verehrten.



Die westliche Doppelkirchenanlage ist um 510 erbaut worden
und war dieTaufkirche der arianisch-ostgotischen Bevölkerung.

Die nördliche Apsidenkirche war gegenüber der südlichen Kirche
nach Westen und aufgrund der Hanglage leicht verschoben.



Kärnten gehörte zwischen 493 und 536 zum Ostgotenreich.

Diese waren Arianer, sie verehrten nicht einen dreifaltigen Gott,
sondern für sie war Christus Gottvater nur wesensähnlich,
der Hl. Geist wurde als Geist Christi aufgefasst.



Das Taufbecken im Ostteil der Kirche
war ursprünglich von Schranken umgeben.



In der Kirche und in der Vorhalle befanden sich Stiftergräber.




 Nach den beiden jüngeren westlichen Kirchen (4a und 4b)
geht es nun weiter zur ältesten Kirche (1),
die leider nur noch in Ansätzen vorhanden ist.



Diese war bereits um 400 n. Chr. erbaut worden
und das Gotteshaus für die Bewohner 
der spätantiken Siedlung Iuenna am Hemmaberg.



Unter dem Altar befanden sich die Reliquien eines Märtyrers.



 Hier sind auch noch die Reste einer Zisterne zu sehen.



Ein großer Wallfahrtsort sorgte auch für das leibliche Wohl
der von weither angereisten Wallfahrer.



Aus diesem Grunde entstanden neben den Kirche große Gebäude,
die mit einem Wirtschaftsraum, einer Küche
und einem beheizten Speisesaal ausgestattet waren.

Doch nicht alle Wallfahrer konten sich so eine Unterkunft leisten,
viele von ihnen schliefen und aßen in Zelten
oder im Freien vor den Kirchen.



Die östliche Doppelkirchenanlage,
die wie die westliche Anlage um 510 n. Chr. erbaut worden war,
 war die Gemeindekirche der katholisch-römischen Bevölkerung.



Den Kirchenboden bedeckten auf 140 m² Fläche ...


 
... fünffärbige Mosaiken mit Ornamenten und Vogeldarstellungen, ...



... deren Reste sich heute
im archäologischen Museum in Globasnitz befinden.



Es handelt sich dabei um die größte Mosaikfläche
 der frühchristlichen Epoche in Österreich.



Die nördliche Gemeindekirche ...




... mit erhöhtem Altarraum und Priesterbank
diente für die Messfeier.

An den Kirchensaal schlossen eine Sakristei, eine Zisterne
und ein Vorraum für die Ungetauften an.



Die südliche diente wohl als Taufkirche, ...



... da im Westen ein Baptisterium an sie angebaut war.




Dessen Taufbecken ist rekonstruiert worden,
es war ein Becken mit einer Treppe,
in dem der Täufling komplett im Wasser untertauchen konnte.



An der Ostseite befand sich eine Apsis,
im Kirchenraum eine Kirchenbank für die Priester.




Alle fünf Kirchen waren von an die 400 Gräbern umgeben,
in denen Priester und Stifter begraben waren,
um dem Märtyrer nahe zu sein,
da dieser früher als Garant für ihre Auferstehung galt.



Die restlichen Bürger wurden außerhalb der Siedlung begraben.



Womit wir wieder beim Ausgangspunkt wären,
der heutigen Wallfahrtskirche, die von 1498 - 1519
auf der höchsten Stelle des Plateaus erbaut worden ist.



Für ihren Bau wurden Steine der alten Kirchen verwendet
- so wie diese, die heute als Stufen dienen.



Innen ist sie großteil barock gestaltet ...



... mit einigen alten Steinen, ...



 
... die in den fünf Kirchenresten gefunden worden sind.



Hier der Stein, in der der Name der Gottheit Iovenat,
die hier ursprünglich von den Kelten verehrt wurde,
eingemeißelt ist.









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