Montag, 12. Dezember 2016


Deutschland, Freyburg im Unstruttal (Sachsen-Anhalt):
Doppelkapelle in der Neuenburg, 
zwischen 1170 und 1230 erbaut



Auf dem spornartigen Ausläufer einer Hochfläche
über dem Ostufer der unteren Unstrut ...



... steht die Höhenburganlage der Neuenburg
im Süden des Landes Sachsen-Anhalt.

Dabei handelt es sich um die einstmals größte Burg
und eine der ältesten und wichtigsten Burgen
der Landgrafen von Thüringen.

 

Darunter befindet sich das Winzerstädtchen Freyburg,
das etwa 7 km nördlich von Naumburg / Saale liegt. 



Oben auf dem Hügel angelangt, 
bekommt man als erstes den alten Bergfried zu sehen, ...


 

... der seit dem 19. Jhdt. "Dicker Wilhelm" genannt wird
und Ende des 12. Jhdts. erbaut wurde.



Von hier aus geht's weiter ...



... durch die Vorburg Richtung Kernburg.



Hier ein Überblick über die weitläufige Anlage, 
die deutlich zweigeteilt ist:

Zum einen die Kernburg mit dem so genannten Schlossbau 
und der Küchenmeisterei (unten)
und zum anderen die ältere Vorburg, die von Galerieflügeln umrahmt wird (oben):

"C" bezeichnet den Bergfried,
"2" die romanische Doppelkapelle,
"3" einen romanischen Wohnturm und

"4" das Westtor, das eine romanische Mauer  
mit doppelgeschossigen Gängen zu Aborterkern enthält



Der Name Neuenburg leitet sich von der Bezeichnung "neue Burg" ab,
wobei bis heute nicht klar ist, 
gegenüber welcher Anlage die Burg als neu hervorgehoben werden sollte.



Das Schloss ist eng verbunden mit der Geschichte der Ludowinger,
von denen man annimmt, dass sie in den 1030er Jahren
aus Mainfranken nach Thüringen kamen.



Das Gebiet um Freyburg und Naumburg gelangte kurz nach 1085 durch Heirat
an Ludwig den Springer, der hier wenig später die Neue Burg anlegen ließ.


 

Damit festigte er wesentlich
seine neu errungene Position im Saale-Unstrut-Raum.


 

Bis zum Aussterben des Geschlechtes 1247
war die Neuenburg eine wichtige, zeitweilig sogar die größte Burg 
der Landgrafen von Thüringen, 
einer der einflussreichsten Familien des Heiligen Römischen Reiches.



 Neben der Landgräfin und späteren Hl. Elisabeth von Thüringen
beherbergte die Neuenburg u.a. auch Kaiser Friedrich Barbarossa in ihren Mauern.



Hier die Rampe zum Eingang,
wobei der romanische Wohnturm hier links im Bild ist.




Durch das Westtor kommt man,
wenn man die Burg von der Stadt Freyburg aus erklimmt.



Diese Toröffnung stammt vermutlich aus der Mitte des 16. Jhdts.



Gegen Eintrittsgeld darf man die Burg besichtigen.




Nach dem Aussterben der Ludowinger gelangte die Neuenburg
in den Besitz der Markgrafen von Meißen aus dem Geschlecht der Wettiner
und verlor zunächst beträchtlich an Bedeutung.


 
Erst unter Herzog Wilhelm III. von Sachsen (1445 – 1482)
setzte ab etwa 1440 eine erneute Bautätigkeit ein.



Durch die Leipziger Teilung von 1485
kam die Neuenburg mit der Stadt und dem Amt Freyburg
an die albertinische Linie des Hauses Wettin.



Nach dem Schmalkaldischen Krieg 1547 gehörte sie
zum albertinischen Kurfürstentum Sachsen.

Kurfürst August von Sachsen ließ die Anlage in der Mitte des 16. Jhdts.
zu einem Jagdschloss umbauen.



1770 wurde sie schließlich in die staatliche Verwaltung übergeben,
mit den Beschlüssen des Wiener Kongresses 1815
 gingen die Gebäude und Besitzungen in preußischen Staatsbesitz über.



Zu dieser Zeit begann Schloss Neuenburg ein beliebtes Ausflugsziel zu werden
und seit der Mitte des 19. Jhdts. galt das kulturhistorische Interesse
vorwiegend der romanischen Doppelkapelle 



Dieses architektonisches Kleinod ist um 1170 / 1175 entstanden.



Ursprünglich stand hier eine kleine, eingeschossige Saalkirche, ...



 
... deren Reste man noch in den vermauerten Fenstern erkennen kann.



Um 1170 wurde diese zur Doppelkapelle aufgestockt.

Bemerkenswert sind dabei die beiden Lilienfenster im Obergeschoss,
die auf einen Einfluss der rheinischen Baukultur schließen lassen.



Erbauer der Doppelkapelle war Hermann von Thüringen,
Pfalzgraf von Neuenburg und seit 1190 Landgraf von Thüringen.

Er war als großer Kunstliebhaber und Mäzen bekannt.



Hier noch Reste eines Rundbogenfrieses.



Ab etwa 1840 gab es verstärkte denkmalpflegerische Bestrebungen
und 1842 - 1855 erfolgte eine erste Restaurierung der Doppelkapelle.



Der Eingang zu dieser befindet sich gleich
rechts hinter dem Burgtor.



Man betritt hier das Untergeschoss, ...



... das auch schon vor 1170 existierte.



Die ehemals halbrunde Apsis
wurde beim Umbau durch diese quadratische ersetzt.



Der eigentlich Saalbau besitzt äußerst hohe Bögen ...



... und Säulen, ...



... deren Kapitellschmuck ...



... außergewöhnlich ist.



Hier noch einige ...



... weitere Beispiele dafür.




Das Obergeschoss ist durch diese Öffnung in der Holzdecke ...




... akustisch mit dem Untergeschoss verbunden.




Heute muss man über diese Treppe ins Obergeschoss gehen.


 
Dieses wurde von den Landgrafen als Privatoratorium genutzt,
die untere Kapelle wird in den alten Inventaren hingegen
als „Leutekapelle“ bezeichnet.



Um 1220 / 1230 erfolgte der Einbau
eines vierfachen Kreuzgratgewölbes mit mittlerem Bündelpfeiler.


 
Die von ihm ausgehenden sogenannten Zackenbögen
sind außergewöhnlich und denen in der Westvorhalle
der St. Andreas-Kirche in Köln ähnlich.



Sie könnten auf indirekte Einflüsse ...



... aus dem maurischen Spanien zurückgehen.



Hier die beiden ungewöhnlichen Lilienfenster von innen ...



... mit einem gotischen Schnitzaltar darunter.



An der Wand ist nur noch dieses blasse Fresko erhalten.



Hier ein Modell der Burg, wie sie um 1170 aussah:

Die Burgkapelle war damals noch ein kleines Häuschen
vor einem großen Bergfried, der heute nicht mehr existiert.



In der Neuenburg befinden sich noch zahlreiche weitere Exponate ...



... und Räume ...



... wie dieser Festsaal ....



... oder dieses Zimmer.



Auch der Keller ...



... enthält viele interessante ...



... Ausstellungsobjekte ...




... wie diese mittelalterliche Küchennische ...



... und ist schön renoviert worden.



Auch unter den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden, ...



... die von diesem mittlerweile ohrlosen Hund bewacht werden, ...



... gibt es Museumsgewölbe ...



... mit alten Weinpressen ...



... oder auch modernen Verpackungen.



In der DDR-Zeit war Schloss Neuenburg
von 1970 bis 1989 geschlossen.



Nach der Wende konnte durch großes staatliches und privates Engagement
der Verfall gestoppt und das Schloss wieder
zu einem attraktiven Erlebnisort ausgebaut werden.



Seit 1990 wird es als Museum
und für gastronomische Einrichtungen genutzt.








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