Donnerstag, 1. Dezember 2016


Deutschland, Naumburg an der Saale (Sachsen-Anhalt):
Dom St. Peter und Paul, 1. Hälfte 13. Jhdt.



Auf einer Erhebung außerhalb der Altstadt Naumburgs
wurde dieser berühmte spätromanische Dom erbaut.



 Die gesamte Anlage umfasst nicht nur den Dom,
sondern auch einen südlichen Kreuzgang
sowie eine weitere Kirche und einige Kapellen.


 

Hier eine Skizze des Areals mit dem dazugehörigen Park.



Der heute evangelische Naumburger Dom
ist die ehemalige Kathedrale des Bistums Naumburg
und stammt größtenteils aus der 1. Hälfte des 13. Jhdts.



Er gehört zu den bedeutendsten Bauwerken
der Spätromanik in Sachsen-Anhalt
und ist eine Station an der Straße der Romanik.



Um 1330 wurde die spätromanische mittlere Ostapsis ...



... durch ein hochgotisches, querrechteckiges
Chorjoch mit 6/10-Schluss ersetzt.



Die beiden kleinen romanischen Seitenapsiden, ...



... ... die jeweils dem nördlichen und südlichen Querhaus angebaut sind,
blieben dabei aber erhalten.




Vermutlich nach einem Brand 1532 wurden die Osttürme oeben erneuert
und mit spätgotischen Maßwerkformen verziert,
1711 und 1713 erhielten sie ihre heutigen Barockhauben mit Laternen.



Im nördlichen Querschiff wurden nachträglich
diese zwei großen Rundbogenfenster ausgebrochen.



Hier ist unten am Seitenschiff an den abgebrochenen Arkaden deutlich zu sehen,
dass hier früher einmal ebenso wie im Süden ein Kreuzgang angebaut war,
der sogar älter war als der heute noch erhaltene südliche.

Er wurde vermutlich im 18. Jhdt. abgebrochen. 



Die nördliche Klausur diente wohl zunächst den Kapitularen des Domes,
dann den Geistlichen der früheren Marienstiftskirche,
nachdem die südliche für die Geistlichen des Domes erbaut worden war.



Durch dieses nachträglich ins nördliche Querhaus eingebaute ...



... gotische Portal konnte man wohl früher
die abgekommene nördliche Klausur betreten ...



... und durch dieses romanische Portal wieder in die Kirche zurückkehren:
Heute sind beide Türen Außenportale.



Hier der Westchor der Kirche von außen,
in dem sich die berühmten Stifterfiguren
des so genannten Naumburger Meisters befinden.



An der Stelle des heutigen Westchores erhob sich ursprünglich
die Stiftskirche der ekkehardinischen Burg, 
die Kirche des Kollegiatstiftes St. Marien.

Reste ihrer Mauern blieben in den Westtürmen erhalten.



Die oberen Geschosse des Nordwestturmes 
wurden im 14. und 15. Jhdt., also während der Spätgotik, errichtet.



Der Südwestturm konnte erst nach 1884 ...



... in Anlehnung an die Gestaltung des Nordturmes
im Stil der Neogotik vollendet werden.



Die Wasserspeier des Westchores sind sehr phantasievoll gestaltet.



Mit dem Westchor war der zweite
romanisch/frühgotische Dom fertig gestellt.



Die Schlussweihe des Domes erfolgte
angeblich am 29. Juni 1242.




Hier beide Westtürme vom Süden aus gesehen, ...



... deren spitze Helme ebenfalls
erst aus dem späten 19. Jhdt. stammen.



Im Südwesten des Doms ...



... schließt ein wuchtiges ehemaliges Klostergebäude an, ...



... dessen Erdgeschoss noch romanische Stilelemente
wie Biforien (s. rechts unten) aufweist.



Der gesamte Klosterbezirk war früher
durch Mauern und Türme befestigt und gesichert.



Heute ist die ehemalige Wehranlage zum Park umgewidmet, ...



... der frühere Wassergraben zu Teichen umgestaltet worden.



Der neue, bis heute bestehende Dom
ist eine gewölbte Bündelpfeiler-Basilika mit Ostchor,
Ostquerschiff und ausgeschiedener Vierung sowie einer dreiteiligen Krypta.



Hier der Grundriss dazu,
wobei der Kreuzgang im Süden hier nur unvollständig angedeutet ist.



Auf dem Platz vor dem Kircheneingang steht ein Brunnen,
der dem Stifter „Echartus II.“ (Ekkehard) gewidmet ist.




Um den Dom und die dazugehörigen Gebäude besuchen zu können,
muss man in die Torhalle zwischen der Marienkirche (links im Bild)
und der Dreikönigskapelle (rechts) gehen
und an der Kassa einen leistbaren Obulus bezahlen.


 
Am südlichen Querschiffarm ist eine zweijochige,
spätromanische Vorhalle angebaut,
die ursprünglich nicht vorgesehen war.
 


Hier kommt auch das beachtliche Hauptportal in Sicht, ...



... das sich wahrscheinlich schon beim ersten romanischen Dom,
der bereits 1029 - 1044 erbaut worden war,
an der südlichen Stirnwand des Querhauses befand.



Das Tympanon stammt aus um 1220
und stellt die Himmelfahrt Christi dar.



Innen wurde die reiche Barockausstattung ...


 
... aus den 30er Jahren des 18. Jhdts. ...



... durch eine puristische Restaurierung ...


 
... von 1874 bis 1878 wieder beseitigt.



Der Ost-Lettner ist das älteste
erhaltene Beispiel eines Hallenlettners.


 
Er wurde im Zuge des spätromanischen Domneubaus
um 1210/1230 errichtet.
 


Der mittlere Zugang zum Ostchor ist heute vermauert.



Sehenswert sind die Darstellungen von Heiligen ...



... zu beiden Seiten des Kruzifix, das aus dem 15. Jhdt. stammt.



Hier einige Fresken ..



... aus der Nähe.



Im Dom und in der Klausur befinden sich heute noch sehr viele Grabsteine,
die ältesten stammen aus dem 13. und 14. Jhdt.



Viele sind mit bildlichen Darstellungen der Verstorbenen versehen,
die meisten besitzen noch Inschriften.



Die Kanzel ist während der Gotik entstanden.



Hier die beiden Treppen zur Krypta (rechts unten im Bogen)
bzw. hinauf zum Ostchor (links im Bild).



Entzückend ist die Gestaltung der beiden Handläufe zum Ostchor hinauf ...



... durch den zeitgenössischen Künstler und Bildhauer Heinrich Apel.



Dieser hier trägt den Titel "Der schmale Weg ins Paradies" ...



... und stammt aus 1982/1983.



Der Ostchor ist ein Hochchor, der sich über der Krypta befindet
und eine Etage über dem Niveau des Kirchenschiffs erhebt.



Von hohem künstlerischem Wert sind die Glasmalereien in den Fenstern,
die zum Teil noch aus der Bauzeit des Chores stammen.



Im Ostchor befindet sich auch die farblich gestaltete und gut erhaltene
Grabplatte des Bischofs Dietrich II. von Meißen,
die ebenfalls ein Werk des Naumburger Meisters ist.



In der Vierung stehen heute noch Gestühle,
die z.T. noch aus der Bauzeit des spätromanischen Domes stammen ...



... und mit phantasievollen Dekors versehen sind.




Dieser Viersitz aus 1250
zählt zu den ältesten Chorgestühlen Deutschlands.



Hier in der Mitte
stehen auch drei Lesepulte aus dem 15. Jhdt.



Ein Lesepult ist ein Soloarbeitsplatz,
auf dem heute diese alte Inkunabel liegt.



Hier geht es wieder die Treppe hinunter ins Langhaus.



Der Handlauf von Apel stammt hier aus dem Jahr 1972 ...



... und trägt den Titel "Der Hl. Franziskus und die Tiere".



Unten befindet sich dieser bereits vielfach abgegriffene Pfau.



Unter dem erhöhten Ostchor ...



... ist die Hallenkrypta sehenswert, 
die um 1160/1170 als Teil des frühromanischen Doms errichtet
und in den ab ca. 1210 entstehenden Domneubau übernommen wurde.



Diese dreischiffige Hallenkrypta
ist der älteste Bauteil des Naumburger Doms.



Auf dem Altar ...



... steht ein romanisches Triumphkreuz aus um 1160.



Dieses moderne Glasfenster stammt allerdings
vom zeitgenössischen, norddeutschen Künstler Thoms Kuzio.



Während der Mittelteil der Krypta aus dem 12. Jhdt. ist, ...



... sind der Ost- und der Westteil ...


  
... im 13. Jhdt. ergänzt worden.



Die Säulen  ...



... weisen geschmückte Kapitelle auf.



Hier nochmals der Blick durch alle drei Kryptahallen.



Vermutlich auf Veranlassung des Wettiner Markgrafen Heinrich von Meißen
begann um 1250 die Errichtung des frühgotischen Westchores.



 Dieser ist mit dem West-Lettner (hier oben im Bild)
und den Stifterfiguren aus der Werkstatt des Naumburger Meisters 
eines der wichtigsten Bauwerke der Frühgotik.



Der aufwändig gestaltete Lettner
grenzte früher das Langhaus des Domes vom Westchor
und somit die Kirchenherren von den übrigen Nutzern ab.



Er gehört mit seinen Passionsreliefs ...



... und der Kreuzigungsgruppe im Portal
zu den Hauptwerken des Naumburger Meisters, ...



... der an den Neubauten der Kathedralen zu Noyon,
Reims und Amiens mitgearbeitet hatte
und danach in Straßburg und in Mainz tätig gewesen war.



Das Chorquadrat mit einem sechsteiligen Gewölbe
ist im Westen durch ein 5/8-Polygon geschlossen.




Der Bau war wahrscheinlich um 1260 beendet.



Anstatt der wie sonst überall üblichen Heiligenfiguren ...


 
... befinden sich hier die Stifterfiguren an den Wänden.



Hier Hermann von Meißen mit seiner Frau Reglindis.



Doch am bekannstesten sind Hermanns Bruder Ekkehard II. und dessen Gattin Uta,
hier aus zwei verschiedenen Perspektiven aufgenommen.



Doch auch die weiteren Grafen, die sich hier befinden, ...



... tragen eindeutig die Handschrift des Naumburger Meisters.


 

Im Erdgeschoss des Nordwestturmes
befindet sich die Elisabethkapelle, ein quadratischer Raum,
der der Hl. Elisabeth von Thüringen geweiht ist.



Sie ist 2007, anlässlich des 800. Geburtstags Elisabeths, 
vom Innenraum des Domes wieder zugänglich gemacht worden 
und dient heute als „Raum der Stille“.

Sie enthält neben einem Altar ...



... eine Elisabethstatue aus um 1235,
 die zu den ältesten bildlichen Darstellungen der Heiligen gehört, ...



... und drei Glasfenster, die von dem bekannten Maler Neo Rauch, 
einem Vertreter der „Neuen Leipziger Schule“ 2007 gestaltet wurden.



An der Südseite des Domes befindet sich ...




... die größenteils spätromanische Klausur.



Da sie im Jahr 1244 nachweislich noch nicht vorhanden war,
muss sie in der 2. Hälfte der vierziger Jahre errichtet worden sein.



Um 1270 wurde ein Kreuzrippengewölbe eingezogen.




Während der Ost- und Nordtrakt  ...




... weitgehend in der spätromanischen Form erhalten blieben, ...


 

... sind im West- und Südtrakt nur noch Reste davon erhalten.



Diese Flügel stammen weitgehend aus der Hoch- und Spätgotik ...



... und wurden außerdem im 19. Jhdt. beträchtlich verändert.



Das ursprüngliche Vorhandensein von zwei Klausuren
- einer an der Nord- und einer an der Südseite der Kirche -
ist bemerkenswertund hängt mit den beiden
früher an der Kirche bestehenden Stiften zusammen.



Heute ist nur noch der südliche Kreuzgang vorhanden:

Hier ist übrigens das südliche "Pendant" zum romanischen Portal
im früheren nördlichen Kreuzgang zu sehen.



Hier ein gotisches Portal mit schwerer Eisentüre.


 

 Manche der Halbsäulen ...



... haben Kapitelle mit Pflanzenornamenten.



Von hier sind auch die Südseite des Doms sowie die West- ...



... und Osttürme gut zu sehen.


 

Die spätgotische Dreikönigskapelle 
an der Ostseite der Klausur wurde 1416 vollendet.



Der Auftraggeber der Kapelle war
der Bischof Gerhard II. von Goch (1409–1422).



Hier einige Figuren, die heute 
an der östlichen Außenseite der Kapelle angebracht sind.



Der spätgotische Neubau ist
zweigeschossig und jeweils zweijochig.



Die untere, später mehrfach veränderte Kapelle
hat das Patrozinium des Hl. Nikolaus, ...



... die obere ist wie vermutlich bereits im Vorgängerbau
den Hl. Drei Königen geweiht.



Die Marienkirche liegt südwestlich des Domes ...



... an den Südtrakt des Kreuzganges angebaut.



Erhalten sind der Chor sowie Reste der Außenwände 
eines hochgotischen Neubaus, der urkundlich 1343 bezogen wurde.



Die Kirche wurde vermutlich zusammen mit der Bischofskirche
als Pfarrkirche der Domgemeinde gegründet,
1329 übergab man sie dem Domkapitel zur freien Verfügung.

Nach dem Brand von 1532 blieb sie eine Ruine.



Der jetzt als Winterkirche dienende Raum wurde anstelle des Langhauses
erst um die vorletzte Jahrhundertwende als Turnhalle errichtet.

Im Zuge der Landesausstellung 2011 
erhielt die Marienkirche ebenfalls eine Orgel.



Hier ist offensichtlich 
der Rest einer romanischen Chorschranke ausgestellt.



Der zum Dommuseum gehörige umfangreiche Domschatz ...



 ... ist in den Gebäuden um den Kreuzgang untergebracht.



Neben einigen ...



... gotischen Altären ...



... und Inkunabeln ...



... gibt es hier mittelalterliche Holzstatuen ...



... wie diese Pietà aus um 1300 / 1340.



Diese beiden Bischofsstäbe stammen gar aus dem 13. Jhdt.



Berühmt ist der Domschatz auch für diese Schale
mit dem Kopf des Johannes, die um 1517 entstanden sein soll.



Hier noch einige Eindrücke ...



...  von diesem schönen Bauwerk ...



... nach einem Gewitter in der Abendsonne, ...



... das auch die Türme besonders deutlich zur Geltung brachte.





Unbedingt ansehen!









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