Mittwoch, 19. April 2017


Deutschland, Goslar (Niedersachsen):
Neuwerkkirche St. Maria in Horto, 12. Jhdt.

(Bitte die tw. schlechte Bildqualität zu entschuldigen,
doch leider ging der Verschluss vor der Linse kaputt,
sodass er sich nicht mehr vollständig öffnete.)



Diese ehemalige Klosterkirche,
deren deutsche Bezeichnung "St. Maria im Rosengarten" lautet,
steht im Norden der Altstadt in einem Park am Vititorwall.



Ihr Bauzustand aus der Entstehungszeit 
ist in allen Teilen erhalten, ...



... wodurch sie ein stilreines Beispiel
der romanischen Bauweise bietet.



Hier der Mittelteil des imposanten Westwerks
mit seinen beiden Triforien.



Ausgehend von einer gemeinsamen rechteckigen Turmbasis
wachsen zwei achteckige Türme in die Höhe.



Das dreijöchige Langhaus ist im gebundenen System ausgeführt,
d.h., jedem Joch im Mittelschiff entsprechen je zwei in den Seitenschiffen.



Das Hauptportal an der Nordseite zeigt reiche Profilierung,
ist aber nicht mehr in Verwendung.



Das Mauerwerk besteht aus Bruchstein, der verputzt wurde.



Östlich schließen sich das Querhaus ...



... und der Chor an.



Es sind drei Apsiden vorhanden, eine Hauptapsis,
die an den Chor anschließt und zwei Querhausapsiden.



Diese sind durch Lisenen und Gesimse nur einfach gegliedert.



Die zweigeschossige Hauptapsis hingegen
zeigt eine einfallsreiche Gestaltung:



Sie weist im unteren Bereich Halbsäulen 
und einen Rundbogenfries auf.



Im oberen Bereich wird die Blendarchitektur von freien Säulen gestützt.


 
Kapitelle und Schäfte der Säulen 
sind äußerst vielgestaltig ausgeführt.



Hier die Südseite mit der Ostseite des Westwerks.



Der Zugang zur Kirche befindet sich heute 
unten im südlichen Querhaus.



Ein romanisches Portal ohne Gestaltung im Tympanon
gewährt hier Einlass.



Das Innere der Kirche ist vom Übergang
zwischen Romanik und Frühgotik geprägt.



Bunte Rippen- und Gurtbögen bestimmen das Mittelschiffgewölbe.



Schön ist,
dass hier Mut zur farblichen Gestaltung bewiesen wurde.



Dass diese auch dem ursprünglichen Original entspricht,
ist aber eher zu bezweifeln, weil es damals noch kaum blaue Farbe gab. 



Dennoch macht diese Gestaltung des Innenraums
einen sehr harmonischen Eindruck.



 Unter der relaitv neuen Orgel ...



... fällt eine ehemalige Lettnerkanzel aus dem 13. Jhdt. auf, ...



... die jetzt in die Brüstung der Orgelempore eingelassen ist.



Sie enthält einige Stuckreliefs.



Auffällig sind die ...



... unterschiedlichen Kämpferhöhen:
links ist der Ansatz ungefähr einen halben Meter höher.



Die kleineren Zwischenpfeiler,
die das kreuzgratgewölbte Seitenschiff vom Mittelschiff abtrennen,
sind an den Kanten mit Halbsäulchen versehen.



Die Kapitelle sind ...



... reich ornamentiert.



Im nördlichen Querhaus befindet sich ...



... das Grab des Klosterstifters aus der Mitte des 15. Jhdts.



Es zeigt den kaiserlichen Vogt Volkmar 
und seine Frau Helena.



Dahinter in der Seitenapsis eine Pietà aus Holz.



Auch in der südlichen Seitenapsis befindet sich eine Pietà.



Das Gewölbe vor der Vierung ist mit Fresken verziert.



Hier hängt ein 3 m hohes Triumphkreuz vom Anfang des 16. Jhdts.,
dessen Haare und Dornenkrone sogar natürlich sind.



Die Wandmalereien stammen aus dem 13. Jhdt.
und wurden 1874 / 1875 freigelegt und ergänzt.



 In der Wölbung der Hauptapsis ist der segnende Christus
auf dem Schoß seiner Mutter dargestellt.



Der Thron, auf dem beide sitzen, 
steht auf den sieben Stufen der Seligkeit.

Über dem Kopf der Madonna schweben sieben Tauben,
die die Gaben des Hl. Geistes darstellen.

Flankiert wird die Szene von Petrus und Paulus
 sowie zwei knienden Figuren,
einem Erzengel und dem Märtyrer Stephanus.



Auch die Halbsäulen, die die Apsis tragen, 
weisen gedrehte oder karierte Muster auf.



Das Gewölbe des Chors davor ist ebenso reich bemalt.



Eine weitere Besonderheit zeigt sich
 bei den vier Hauptsäulen des Mitteljochs, ...



... wo sich im oberen Teil die Dienste plastisch wie Ösen vorwölben.



Zwei tragen sogar Steinringe, 
von denen einer einen Ouroboros ("Selbstverzehrer") darstellt,
also eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt (s. Bild rechts) .



Zu guter Letzt noch ein wenig Geschichte:

Der kaiserliche Vogt Volkmar gründete im 12. Jhdt.
ein Nonnenkloster außerhalb der mittelalterlichen Stadtbefestigung von Goslar.
Dazu gehörte auch die Stiftskirche „St. Maria in horto“,
heute Neuwerkkirche genannt.

Die erste Äbtissin kam mit zwölf Nonnen aus Ichtershausen in Thüringen.
Der Konvent lebte zunächst nach Zisterzienserregeln,
obwohl er nicht dem Orden angehörte.

1199 wurde das Kloster als Benediktinerkloster päpstlich bestätigt.



Nach der Reformation wurde das Kloster bis in die 1960er Jahre
als Damenstift und höhere Töchterschule fortgeführt.

 Seit 1964 ist die Kirche Pfarrkirche
des ehemaligen evangelisch-lutherischen
Kirchengemeindebezirks Markt-Georgenberg.






Unbedingt ansehen,

obwohl die ehemalige Kaiserpfalz 

sicher viel bekannter ist!










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