Mittwoch, 9. August 2017


Deutschland, Neustadt a.d. Donau (Bayern):
 Ehemalige Kirche St. Andreas im Ortsteil Bad Gögging, 
um 1200 errichtet



Mitten im nördlichen Teil von Bad Gögging
auf einem kleinen Hügel unweit des Flüsschens Abens ...



... befindet sich diese schöne und alte ehemalige Kirche,
in der heute das Römische Museum
für Kur- und Badewesen untergebracht ist.



Es handelt sich dabei um eine Saalkirche mit Satteldach 
und eingezogenem Rechteckchor ...



... sowie gedrungenem Chorturm mit Steildach.



Am nördlichen Langhaus ist gut zu sehen,
dass die Rundbogenfenster nach einer Veränderung im 18. Jhdt.
nachträglich wieder hergestellt wurden.



Doch von größerer Bedeutung ist hier 
das reich skulptierte Nordportal,
das stilistisch mit der Kunst der Magistri Comacini verwandt ist,
also der Wanderbauarbeiter aus der Region um Como in Italien,
die für ihre Steinmetzkunst v.a. zwischen 1050 - 1150 bekannt waren.



Über dem Rundbogen ist dieser Centaur
mit Pfeil und Bogen zu finden ...



... ebenso wie diese beiden Figuren,
ein Mann mit Kreuz ...



 ... und eine Frau mit einem hängenden Gefäß.



Sowohl links wie auch rechts des Portals befinden sich reich verzierte Reliefsteine,
die ikonographisch teilweise noch nicht gedeutet sind.



 Neben Ungeheuern ...



... sind hier auch biblische Szenen
wie diese Kreuzigungsszene dargestellt.



Die beiden Kragsteine unterhalb des Tympanons
zeigen ebenfalls menschliche Reliefs.



Das Tympanon selbst wurde offensichtlich 
nachträglich rekonstruiert oder gar schon in Gips kopiert.



Es zeigt Christus als Weltenrichter flankiert von zwei Engeln.



Am Museumseingang, einem angeschlossenen Betonbau,
 sind hübsche Blümchen gepflanzt.



Durch dieses schmale gotische Portal
gelangt man schließlich in den Chorturm der ehemaligen Kirche.



Dieser verfügt innen an seinem Gewölbe ...



... noch Reste von Fresken, ...



... die Christus in der Mandorla 
umgeben von den vier Evangelisten zeigen.



Darunter ein Lanzettfenster, das Richtung Osten schaut. 



Urkundlich fassbar ist die Kirche seit 1128,
Fundamente und Funde eines Vorgängerbaus verweisen jedoch
auf eine Kirchenanlage bereits um 800.



Für diesen Bau wurden die römischen Außenmauern abgetragen, 
der Innenraum auf Bodenhöhe des Badebeckens wieder aufgeschüttet
und die römischen Beckenstufen als Aufgang 
in den erhöhten Chorraum genutzt.



 Im östlichen Bereich des Kirchenschiffes 
verlief eine Zwischenmauer mit vorgesetztem Altar, 
vermutlich eine Chorschranke.

Der gemauerte Hauptaltar verbarg im Inneren einen römischen Altar,
der als Reliquienbehälter diente.




Ebenfalls im Chor befand sich ein Einstieg,
der zu einem Gang in die darunter liegenden, römischen Heizkanäle führte.

Er diente als Fluchtweg und endete
im Bereich des heutigen Postgebäudes. 


 
Um 1200 wurde dann die noch heute bestehende, etwas kleinere Kirche
mit einer Breite von 8,6 m und einer Länge von 19,4 m errichtet.



Die Wände ihres Schiffes wurden dabei 
direkt auf die Fundamente eines römischen Baderaumes gesetzt ...



... und das Badebecken komplett verfüllt.



Heute ist dieses wieder ergraben und geöffnet, ...




... auch einige der Heizkanäle sind noch zu sehen.



Ungefähr so soll das römische Bad ausgesehen haben.

 


Bereits im 7. Jhdt. wurde der noch intakte, große Baderaum
der römischen Thermen zum frühchristlichen Kultort,
in dem Messen gefeiert und Mahlzeiten zubereitet wurden.
 



Gemeinsam mit zwei abhängigen Bauerngehöften
gehörte die Gögginger Kirche später zum ältesten Besitz
der Benediktinerabtei Weltenburg.

Ab dem 13. Jhdt. diente St. Andreas dann
als Grabstätte für die ortsansäßige Geistlichkeit.



 
1504 brannte die Kirche
während des Bayerischen Erbfolgekrieges vollständig ab
und auch der Dreißigjährige Krieg ca. 100 Jahre später
hinterließ Spuren der Gewalt und Verwüstung.




1653 verlor St. Andreas den Pfarrsitz an Neustadt an der Donau,
doch genau dadurch blieb das romanische Kirchengebäude erhalten,
in dem auch an der südlichen Langhauswand
noch diese Freskenreste aufgedeckt wurden.



Im ehemaligen Chorraum ist ein römischer Bademeister
aus Stein aufgestellt.



Das schöne Südportal dient nicht mehr als Eingang
und bleibt heute geschlossen.



Das Langhaus von St. Andreas 
ist aus unregelmäßigem Quadermauerwerk errichtet ...



... ebenso wie das Turmuntergeschos.


 
Das Obergeschoss hingegen besteht aus Bruchstein.



Nicht nur die östliche Schmalseite verfügt über vier Fenster, ...



.... sondern auch beide Breitseiten des Turmes.



Die Uhr wurde über einem dieser Fenster platziert.



Im Untergeschoss wurde das Rundbogenfenster 
ebenso wieder hergestellt ...



... wie im südlichen Langhaus.



Die Westseite ist völlig schmucklos gehalten.





Absolut sehenswert!





Allerdings muss man

beim Museumsbesuch

 eine etwas langatmige Führung 

über sich ergehen lassen ...  




 






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